Den Eifelsteig wandern: Vegan, mit Hund, Einführung

Bevor ich meine Wanderung beschreibe, möchte ich euch meine Packliste zeigen, denn wie sich herausgestellt hat, ist sie das „A und O“ der Wanderung. Dinge, die ich mit einem * gekennzeichnet habe, hat die nette Pensionsbesitzerin „vom müden Wandersmann“ schon am zweiten Tag für mich zurückgeschickt; Sachen, die mit zwei ** gekennzeichnet sind, habe ich kein einziges Mal auf der Wanderung benutzt, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht auf einer anderen Wanderung hätte brauchen können. Alles in allem, war mein Rucksack zu schwer. Da ist noch viel Raum zum Lernen da.

Packing List Eifelsteig

Kleidung                                                                            Pflegeartikel

2 Paar Socken                                                                  Zahnbürste mit Zahnpasta

2 Unterhosen                                                                  Seife für Körper & Kleidung

2 BHs                                                                                   **Haarseife

2 Kurzarm T-Shirt                                                           Gesichtscreme

*1 Langarm T-Shirt                                                         Gesichtsampullen

1 kurze Hose                                                                    Deo

1 lange Hose

1 Fleecejacke mit Kaputze                                         Toilettenpapier

*1 Mütze                                                                           Papiertaschentücher

*1 Stirn/breites Haarband                                          **Fußpuder

2 Bandanas                                                                    Einige Blasen-und  reguläre Pflaster

*Wanderschuhe                                                            Sonnencreme

Tewa Wandersandalen                                               Lippenbalsam

Regenponcho                                                                  Ohrenstöpsel

Dünnes Haarband

 

Sonstiges

Mehrtagesrucksack, mit Regenhülle

*1 Reisehandtuch

*Sommerschlafsack                                                      Für Hündin Emma

Trinksystem (2 Liter)                                                     1 Reisehandtuch

Weitere 1 Liter Wasserflasche                                  Faltbare Schüssel

Messer, Gabel, Löffel, Taschenmesser                1 Dose Nassfutter

Handy, Aufladekabel, Kopfhörer                           18 cups Trockenfutter

Lesebrille                                                                           Leine

Etappenführer, Landkarte                                         *Hunderucksack

Unterkunftliste, Kugelschreiber                              1 Portion Rohfutter Start

Medikamente

3 Packbeutel

**Mehrere Zipbeutel

 

Proviant

**6 Vegane Streichpasten für Frühstück/Lunchpakete

(zuviel gepackt) Nussmischung

Veganer Gewürzkuchen

4 Äpfel

 

Geld und Dokumente

1 Geldbeutel

Bargeld

1 EC Karte

1 Ausweis

1 Krankenversicherungskarte

Visitenkarten

Den Eifelsteig wandern: Vegan, mit Hund, Etappe 1

Etappe 1: Kornelimünster bis Roetgen; 14 km, Schwierigkeitsgrad: leicht

Kornelimünster ist ein beschauliches Städtchen ungefähr 20 km südöstlich von Aachen. Es regnet heute. Nicht heftig, aber ich muss alle langen Sachen anziehen, die ich dabei habe, insklusive Regenponcho, den ich irgendwie versuche über meinen Rucksack zu ziehen, obwohl ich eine spezielle Hülle dafür habe. In meinem Enthusiasmus endlich loszugehen, habe ich aber keine Lust, jetzt auch noch die spezielle Regenhülle über den Rucksack zu ziehen. Emma hat auch ihr kleines Rucksäckchen an und ist startklar. Meine Schwester hat uns im Stadtzentrum abgesetzt, bei der Kirche und es gibt Eifelsteigwegweiser, die uns in die richtige Richtung weisen. Ich brauch also mein Buch und Karte nicht rauszunehmen und kann draufloswandern. Ich freu mich so endlich loslegen zu können. Emma ist an der Leine bis wir auf die kleinen Pfade ausserhalb von Kornelimünster kommen und das geschieht schon nach einigen Minuten. Alles ist supergut ausgeschildert. Wir sind ganz allein auf den Pfaden bis uns einige reguläre Spaziergänger mit Hunden begegnen. Alle sind nett und freundlich. Ich unterhalte mich mit den Hundebesitzern, die von Emmas Rucksack begeistert sind.

Wie ich auch noch an den nächsten sechs Tagen feststellen werde, verläuft der Eifelsteig zwar an kleinen Städten und Dörfern, aber er streift sie eher, als das er mitten durch geht. Deshalb ist es gut Proviant dabei zu haben. Am ersten Tag habe ich sowieso noch Brötchen, Äpfel, Nüsse und Gewürzkuchen dabei. Ein Mittagessen brauch ich nicht. Ich wandere in meinem eigenen Tempo durch das nieselige, neblige Gelände, das seine Mischung aus Wald, Feldern und Mooren darstellt. Während des ganzen Tages sehe ich so gut wie keine Leute und auch nicht das Blau des Himmels. Im Wald stellen die nassen Baumwurzeln und die glatten Steine mir eine Herausforderung und ich komme nur langsam voran. Obwohl es nur 14 km heute sind und der Schwierigkeitsgrad leicht sein soll, bin ich ganz schön geschafft. Ich komme um 1430 Uhr in Roetgen an.

In diesem Ort bekam ich trotz vieler Anfragen keine Pension oder Hotelunterkunft mit Hund, also übernachte ich heute in einem unbeheizten Tipi. Warum heute, wo es doch den ganzen Tag nur geregnet hat? Mir ist kalt, alles ist nass. Jetzt erst mal den Campingplatz finden. Ich frage mal bei einer Tankstelle nach, möchte es ohne Technologie schaffen. Doch nachdem ich Hin und Her geschickt werde, nehme ich schliesslich mein Smartphone raus und tippe die Adresse ein. Stellt sich raus, dass der Platz noch 3 km entfernt ist. Mit dem Auto, kein Problem, doch zu Fuß, nicht so toll. Also wandere ich mit Google Maps in der Hosentasche zu meinem Tipi.

Okay, Tipi hört sich besser an, als es eigentlich ist. Ein riesengroßes, kaltes Zelt, mit Kunstrasen auf Kieselsteinen. Ich hatte an mehr Ausstattung gedacht, Fehl am Platz. Hätte ich das gewusst, wäre ich besser vorbereitet angekommen. So muss ich die Nacht ohne Isomatte in einem Sommerschlafsack, aber mit Motorradunterwäsche  auf dem Kunstrasen übernachten. Es war saukalt. Duschen kostet 20 Cent pro Minute und ich habe lange, sehr lange warm geduscht. Da der Campingplatz so weit ausserhalb der Stadt gelegen hat, hatte ich keine Lust mehr sechs Kilometer zu laufen um Abendessen. Also gab es Süßigkeiten und Nüsse. Ich hätte so gerne einen warmen Kaffee oder Tee gehabt. Warum habe ich mir keinen bei der Tankstelle genommen?  Brrrh ist das kalt. Zum Glück bin ich hart im Nehmen. Es kann nur besser werden!


Den Eifelsteig wandern: Vegan, mit Hund: Etappe 2

Den Eifelsteig wandern: Vegan, mit Hund
Etappe 2: Roetgen nach Monschau: 17 km: Schwierigkeitsgrad mittel (am Ende des Tages werden es dann doch 29 km werden)
Pension: “Zum müden Wandersmann” in Monschau-Höfen

Brrh…immer noch eiskalt oder noch kälter? Es ist noch leicht dunkel draussen, als ich den Stoffbehang vor dem Tipieingang zurückschlage um die Nebelschwaden, die von der aufgehenden Sonne verjagt werden, sehe. Es wird ein schöner Tag werden. Aber jetzt erst mal schnell eine Katzenwäsche, denn an Ausziehen meiner Kleidung ist nicht zu denken. Die nassen Sachen einpacken und über die geschlossene Schranke den Campingplatz verlassen. (Ich habe schon abends bezahlt. )

Es sind zurück zur letzten Eifelsteigmarkierung von gestern 3 km, doch ich hatte gestern nachmittag auf meinem Weg zum Campingplatz eine Bäckerei gesehen, wo ich heute morgen meinen heißersehnten Kaffee trinken möchte. Draußen an der Bäckerei Hess kann ich Emma anbinden und meinen Rucksack auf den Zementbänken abstellen. Die Angestellten sind so nett und machen mir ein frisch belegtes veganes Baquette zurecht mit Parmesan-freiem Pesto, Tomaten und viel Rucola. Dazu noch einen Riesenbecher Kaffee und ich bin überglücklich. Ein Motorradfahrer auf dem Weg zur Arbeit gesellt sich noch für eine kurze Zeit zu uns und wir reden über das Wandern mit Hund und wieviel lieber er jetzt auch unterwegs wäre als auf dem Weg zur Arbeit. Das kann ich gut nachvollziehen.

(In Roetgen hatten viele Mütter diese Cargoräder mit denen sie ihre Kinder in den Kindergarten gebracht haben. Fand ich toll!)

Ich begegne direkt am Anfang der Etappe zwei niederländischen Pärchen, die ich während des Tages immer wieder treffe, überhole oder sie mich überholen. Dabei entstehen schließlich nette Gespräche, die sich am frühen Morgen leider noch keiner getraut hat. Eigentlich schade.

Der Eifelsteig geht heute überwiegend durch Belgien. Es sind Pfade, hüsche Waldpassagen und asphaltierte Wege im Naturschutzgebiet Hohes Venn, doch zwei Sachen sind gravierend anders. Die Beschilderung ist schlechter. Daher verlaufe ich mich öfters und es besteht Leinenpflicht. Da ich sehr authoritätshörig bin, befolge ich diese Anweisung und Emma bleibt fast den ganzen Tag, aber zumindest während wir in Belgien sind, an der Leine. Ich weiß, sie hätte nichts gemacht, aber ich hatte halt auch Angst, dass vielleicht ein Jäger auf sie schießt oder sonstwas Verrücktes passiert. Das war nicht so schön und macht das Wandern anstrengender, denn ich kann nicht von ihr verlangen, dass sie stundenlang nur bei Fuß läuft und nicht mal schnuppert, stehenbleibt oder von Seite zu Seite wechselt.

Gegen mittag sind meine ganzen Füße voller Blasen. Auch habe ich schon mehrfach verschiedene Kleidungsstücke ausgezogen. Es ist warm heute, aber die Wanderschuhe sind die Hauptursache meines Diskomforts. Ich entscheide mich meine Sandalen anzuziehen und Aah….ich gehe wie auf Wolken. Sogar die Blasen stören mich nicht mehr. Jetzt ist mein Rucksack zwar noch schwerer, aber das war das letzte Mal, dass ich die Wanderschuhe anhatte. Meine Füße sind einfach nicht für geschlossenen Schuhe gemacht. Mich sieht man oft noch im November in Flip-Flops. 

Ich wandere, .langsam lasse ich den Alltag hinter mir. Ich komme gut voran, doch desto näher ich an Mützenich und Monschau komme, desto beschwerlicher, steiler und enger werden die Waldpfade. Da ich (fälschlischerweise) denke, dass ich in Monschau übernachte, mache ich nirgends länger eine Mittagspause und esse einfach nur meinen mitgebrachten Proviant. Ist noch von allem genug da.

Ich komme schließlich ziemlich erschöpft in Monschau an und denke mir, was für ein schönes Städtchen! Wieso bin ich noch nie hier gewesen? Ich spreche mit Einheimischen und sie sagen mir, dass es im Winter auch einen sehr schönen Weihnachtsmarkt hier gibt. Es ist schon ungefähr 1600 Uhr. Ich bin glücklich gleich meinen Rucksack ablegen zu können, mich zu duschen und dann schön zu Abendessen.

Nein, nein, verflucht nochmal nein! Das kann doch wohl nicht wahr sein!Ich hab die Adresse von meiner Pension rausgesucht und stelle fest, dass sie in Monschau-Höfen ist, einem Ort 6km von Monschau entfernt. Was mach ich jetzt? Es sind schon 1600 Uhr. Wie lange brauche ich für 6 km in meiner Verfassung? Und dann wieviele Kilometer sind es nochmal im Ort. Gestern habe ich gelernt, dies nicht zuvergessen.

Ich lass mir jetzt meine gute Stimmung nicht verderben. Schau mir das Städtchen Monschau an, trink ein grosses alkoholfreies Weizen, hab noch ein nettes Gespräch mit einer Hundebesitzerin und dann gehe ich die restlichen 6+ Kilometer nach Höfen. Zum Essen bleibt allerdings keine Zeit. Aber nur zur Info: in Monschau gibt es genug vegane Optionen, zwar nichts spezielles für uns, aber Falafel beim Türken und das Übliche beim Italiener. Also hier hätte ich heute abend auf jeden Fall was gefunden.

In einem Wort zusammengefasst: (Super) anstrengend und dazu noch eine Umleitung! Eine Umleitung auf dem Eifelsteig. Ich weiß garnicht, wieviele Kilometer es am Ende bis zur Pension waren, doch als die Besitzerin mich empfang, war ich heilfroh. Doch dann liess sie eine “Bombe platzen” indem sie mir sagte, dass auf dem Strassenweg, also nicht dem Eifelsteig, die Entfernung nur 1km gewesen wäre. Ich wollte schreien, konnte mich aber noch zusammenreißen.

Total am Ende meiner Kräfte, waren es 25 oder 27 km heute, (ach, und die 3 km in Roetgen bis zum Anfang des Steiges noch dazu) hab ich nur noch duschen können, eine grosse Flasche Sprudel getrunken und Nüsse gegessen. Emma und ich haben bis zum morgen durchgepennt! Hätte natürlich auch noch den einen Kilometer über die Strasse zurück nach Monschau zum Abendessen zurückgehen können. Und wieder zurück. Hell no!


Den Eifelsteig wandern: Vegan, mit Hund, Etappe 3

Den Eifelsteig wandern: Vegan, mit Hund
Etappe 3: Monschau nach Einruhr: 24,3 km, Schwierigkeitsgrad: schwer
Unterkunft: Pension Hüpgen in Einruhr

Emma und ich haben super gut geschlafen. Ich war schon lange nicht mehr so k.o. Und jetzt darf ich mich auf ein “richtig” veganes Frühstück freuen, denn die Pension “Zum müden Wandersmann” weiß richtig Bescheid. Es gibt ein kleines Glas mit einem Smoothie, frisches Obst, Soja-Joghurt, frisch zubereitetes Avocadomuss und Hummus (Kichererbsenpaste), veganen “Käse” und verschiedene Aufstriche (die ich aber bei dieser Auswahl nicht geöffnet habe), dazu noch selbst gemachte Marmelade ohne Gelatine, verschiedene Brötchen, Brote, und ich hätte auch noch Müsli mit Pflanzenmilch essen können.

Und wieder hatte ich ein super nettes Gespräch mit einem reisenden Musiker, der vorher viel in China und Russland gearbeitet hat. Wir haben über die Globalisierung gesprochen und ich war wieder fasziniert, wie interessant meine Mitmenschen sein können, wenn man sich Zeit lässt ihnen zuzuhören.

Ich bereite meinen Mitmenschen ungern Unannehmlichkeiten, aber ich musste die Pensionsinhaberin fragen, ob sie mir einen Riesengefallen tun würde und meine überflüssig- gewordenen Gepäckstücke für mich zurück nach Hause schicken würde. Es war Samstag und in Monschau-Höfen gibt es keine Post. Zu meiner grossen Erleichterung sagte sie “Ja”. Meine Freude konnte ich nur in einer grossen Umarmung ausdrücken!

Frohen Mutes und super gestärkt hab ich mich dann auf den Weg nach Einruhr gemacht. Die heutige Etappe ist ja eigentlich schon kürzer, dadurch das ich in Höfen anfange. Die Route verläuft entlang des Ruhrtals mit einigen Auf-und Abstiegen bis sie dann direkt am Rurstausee endet. Das Wetter ist wieder phantastisch schön.

Da heute Samstag ist, begegne ich auch vielen Wanderern, die nur einen Tagesabschnitt des Eifelsteiges gehen. Man kommt ins Gespräch oder geht ein Stück zusammen. Es sind auch viele Mountainbiker unterwegs. Und da bin ich etwas zwiegespalten. Ich selbst fahre gerne Fahrrad, bin aber eher ein Strassenfahrer. Ich finde es generell gut, wenn die Leute in der Natur sind, und jetzt kommt ein “aber”…. Die Mountainbiker sind schon sehr rücksichtslos gewesen auf ihren Abfahrten. Als Wanderer mit Hund (auch wenn Emma angeleint wäre) kann man einfach nicht so schnell zur Seite springen, wenn auf einmal 15-20 Mountainbikes ‘ne Piste mit vollem Karacho runterdüsen. Einmal musste ich mich sogar auf Emma draufwerfen, weil alles so schnell ging. Sie hat soviel Angst gehabt. Aber es sind nicht nur Wanderer mit Hund, die nicht schnell genug zur Seite springen können, sondern generell alle Fußgänger. Bis die Mountainbiker bessere Gepflogenheiten an den Tag legen, sollten sie ihre eigenen Wege haben.

Der erste Wandertag, der als Schwierigkeitsgrad schwierig hat, und trotzdem, der erste, der mir leichter von der Hand, äh, Fuß geht. Ich komme so um die 1800 Uhr im kleinen Städtchen Einruhr an. Ein sehr hübsches, direkt am Stausee mit viel Gastronomie. Heute abend werde ich wohl mal ein warmes Abendessen zu mir nehmen können.

Jetzt such ich erst mal die Pension Hüpken. Gefunden! Und willkommen in den frühen 60-zigern! Authentisch, und bis ins letzte Detail. Nicht mit Absicht. Frau Hüpken ist mindestens 80 Jahre alt. Und in ihrem Haus hat sich seit knapp 60 Jahren nichts verändert. Egal, ich hab ein nettes, kleines Zimmer. Emma bekam extra eine Decke zum Draufliegen. Ich kann mich im Badezimmer auf dem Flur duschen gehen und dann flaniere ich durch’s Städtchen.

Emma nehm ich mit zum Abendessen. Die Speisekarten sind vor den Restaurants ausgestellt. Natürlich gibt es hier kein Veggie Restaurant, doch ich finde eine nette Pizzeria. Ich bestelle einen Riesensalat und eine Veggiepizza ohne Käse, dazu noch ein alkoholfreies Weizen. Die Bedienung meinte, dass wäre ganz schön viel, doch ich beteuere ihr, dass ich das schon schaffe.

Zum Glück setzen sich neben uns zwei nette Wanderinnen, die sich an Emmas Anwesenheit nicht stören. Wir haben wieder eine super Unterhaltung und ich werde sie morgen auch noch ein Stück begleiten. Wir haben das gleiche Ziel: Gemünd.

Vollkommen zufrieden kehre ich in die “Sechziger” zurück und bleibe auch nicht mehr lange wach. Es war ein schöner Tag.

Emma und ich haben super gut geschlafen. Ich war schon lange nicht mehr so k.o. Und jetzt darf ich mich auf ein “richtig” veganes Frühstück freuen, denn die Pension “Zum müden Wandersmann” weiß richtig Bescheid. Es gibt ein kleines Glas mit einem Smoothie, frisches Obst, Soja-Joghurt, frisch zubereitetes Avocadomuss und Hummus (Kichererbsenpaste), veganen “Käse” und verschiedene Aufstriche (die ich aber bei dieser Auswahl nicht geöffnet habe), dazu noch selbst gemachte Marmelade ohne Gelatine, verschiedene Brötchen, Brote, und ich hätte auch noch Müsli mit Pflanzenmilch essen können.
Und wieder hatte ich ein super nettes Gespräch mit einem reisenden Musiker, der vorher viel in China und Russland gearbeitet hat. Wir haben über die Globalisierung gesprochen und ich war wieder fasziniert, wie interessant meine Mitmenschen sein können, wenn man sich Zeit lässt ihnen zuzuhören.
Ich bereite meinen Mitmenschen ungern Unannehmlichkeiten, aber ich musste die Pensionsinhaberin fragen, ob sie mir einen Riesengefallen tun würde und meine überflüssig- gewordenen Gepäckstücke für mich zurück nach Hause schicken würde. Es war Samstag und in Monschau-Höfen gibt es keine Post. Zu meiner grossen Erleichterung sagte sie “Ja”. Meine Freude konnte ich nur in einer grossen Umarmung ausdrücken!
Frohen Mutes und super gestärkt hab ich mich dann auf den Weg nach Einruhr gemacht. Die heutige Etappe ist ja eigentlich schon kürzer, dadurch das ich in Höfen anfange. Die Route verläuft entlang des Ruhrtals mit einigen Auf-und Abstiegen bis sie dann direkt am Rurstausee endet. Das Wetter ist wieder phantastisch schön.
Da heute Samstag ist, begegne ich auch vielen Wanderern, die nur einen Tagesabschnitt des Eifelsteiges gehen. Man kommt ins Gespräch oder geht ein Stück zusammen. Es sind auch viele Mountainbiker unterwegs. Und da bin ich etwas zwiegespalten. Ich selbst fahre gerne Fahrrad, bin aber eher ein Strassenfahrer. Ich finde es generell gut, wenn die Leute in der Natur sind, und jetzt kommt ein “aber”…. Die Mountainbiker sind schon sehr rücksichtslos gewesen auf ihren Abfahrten. Als Wanderer mit Hund (auch wenn Emma angeleint wäre) kann man einfach nicht so schnell zur Seite springen, wenn auf einmal 15-20 Mountainbikes ‘ne Piste mit vollem Karacho runterdüsen. Einmal musste ich mich sogar auf Emma draufwerfen, weil alles so schnell ging. Sie hat soviel Angst gehabt. Aber es sind nicht nur Wanderer mit Hund, die nicht schnell genug zur Seite springen können, sondern generell alle Fußgänger. Bis die Mountainbiker bessere Gepflogenheiten an den Tag legen, sollten sie ihre eigenen Wege haben.
Der erste Wandertag, der als Schwierigkeitsgrad schwierig hat, und trotzdem, der erste, der mir leichter von der Hand, ehem  Fuß geht. Ich komme so um die 1800 Uhr im kleinen Städtchen Einruhr an. Ein sehr hübsches, direkt am Stausee mit viel Gastronomie. Heute abend werde ich wohl mal ein warmes Abendessen zu mir nehmen können.
Jetzt such ich erst mal die Pension Hüpken. Gefunden! Und willkommen in den frühen 60-zigern! Authentisch, und bis ins letzte Detail. Nicht mit Absicht. Frau Hüpken ist mindestens 80 Jahre alt. Und in ihrem Haus hat sich seit knapp 60 Jahren nichts verändert. Egal, ich hab ein nettes, kleines Zimmer. Emma bekam extra eine Decke zum Draufliegen. Ich kann mich im Badezimmer auf dem Flur duschen gehen und dann flaniere ich durch’s Städtchen.
Emma nehm ich mit zum Abendessen. Die Speisekarten sind vor den Restaurants ausgestellt. Natürlich gibt es hier kein Veggie Restaurant, doch ich finde eine nette Pizzeria. Ich bestelle einen Riesensalat und eine Veggiepizza ohne Käse, dazu noch ein alkoholfreies Weizen. Die Bedienung meinte, dass wäre ganz schön viel, doch ich beteuere ihr, dass ich das schon schaffe.
Zum Glück setzen sich neben uns zwei nette Wanderinnen, die sich an Emmas Anwesenheit nicht stören. Wir haben wieder eine super Unterhaltung und ich werde sie morgen auch noch ein Stück begleiten. Wir haben das gleiche Ziel: Gemünd.
Vollkommen zufrieden kehre ich in die “Sechziger” zurück und bleibe auch nicht mehr lange wach. Es war ein schöner Tag.


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